Die August-Ausgabe von KM beschäftigt sich mit den digital bedingten Veränderungen in der Kommunikation. Die Beiträger*innen gehen u. a. der Frage nach, welche Mittel und Wege wir heutzutage für unsere individuelle Kommunikation nutzen und welchen Einfluss die zunehmend digitalen Medien auf unser Kommunikationsverhalten haben. Im Editorial stellen die beiden Chefredakteur*innen, Veronika Schuster und Dirk Schütz, eine besondere Herausforderung fest, die offensichtlich darin besteht, dass die Vielzahl möglicher Kommunikationskanäle eine stetig wachsende Flut an Textaufträgen und -eingängen hervorbringt und dass damit verbunden bei vielen Beteiligten und Betroffenen die Erwartung bzw. der Druck enststeht, diese Lese- und Schreibanlässe immer schneller zu bewältigen.
Dass Veronika Schuster, die mich zum o.g. Thema für ein Interview kontaktierte (August-Ausgabe von KM, S, 21-24), offensichtlich einen der möglichen Wege zum konstruktiven Umgang mit der o. g. Herausforderung im Literacy Management sieht, kann ich mit Blick auf die anderen Beiträge in der August-Ausgabe gut nachvollziehen. Dort wird vielfach deutlich, wie viel Entwicklungs-, Anleitungs- und Beratungsbedarf bei den “Endverbrauchern” von Kommunikation besteht, um zu lernen, welches Anliegen welche Informationen, welcher Sprache, welchen Stil und letztlich welches Kommunikationsmedium benötigt.
Ein konzeptueller Betreuungsbedarf besteht jedoch ebenso bei den Institutionen, die mit ihren Kommunikationskanälen bzw. den Schreib- und Leseaufträgen und -prozeduren, ebenso mit ihren qualitativen Ansprüchen ein komplexes Umfeld für berufliche Kommunikation inszenieren. Diese Institutionen sind aber auch ganz maßgeblich daran beteiligt, Wissen in den Schnittpunkten von Kultur, Bildung, Wirtschaft und Politik über den jeweils angestammten Arbeitsbereich hinaus wirkungsvoll zu kommunizieren. Dafür braucht es nicht nur individuelles Literacy Management, sondern auch institutionell ausgerichtete Techniken, Methoden und Strategien für den erfolgreichen Umgang mit Informationen im Kontext des Lesens, Schreibens und Transferierens von Texten. Eine “Bibliothek des eigenen Denkens” (und Handelns) entsteht auf diese Weise also nicht nur bei jedem von uns selbst, sondern auch bei den Institutionen — als institutionelles Gedächtnis, das es zu hegen und zu pflegen gilt, im Idealfall von Literacy Manager*innen.