Zwei Tage lang trafen sich Ende November Lehrpersonen des Faches Deutsch aus Kaufmännischen Schulen Österreichs in Eisenstadt im Burgenland. Ziel des von mir geleiteten Workshops war die Einführung in das Konzept der nicht-direktiven Schreibberatung und die konzeptuelle Vorbereitung des Aufbaus von Schülerschreibberatung an diesen Schulen. Diese Zielsetzung war von den Teilnehmenden als Reaktion auf die kürzlich erfolgte Einführung einer vorwissenschaftlichen Matura-Arbeit in Österreich gewünscht worden.
Mit dem Angebot der Schüler*innen-Schreibberatung soll der in Österreichs Schulbildung bereits vielfältig etablierten prozessorientierten Schreibdidaktik Rechnung getragen werden, aber auch der Tatsache, dass es Lehrpersonen durch die neuen Bestimmungen zur Matura in Zukunft untersagt sein wird, helfend in den Arbeits- und Schreibprozess einzugreifen. Im Verlaufe des ersten Workshop-Tages wurde außerdem das besondere pädagogische Potenzial von Peer-Feedback und Peer-Beratung für selbstgesteuertes Lernen herausgearbeitet.
Als es jedoch am zweiten Workshop-Tag darum ging, den Aufbau der Schüler*innen-Schreibberatung im curricularen und institutionellen Gefüge der Schulen zu verorten, traten Probleme hervor, die sich daraus ergaben, dass zu wenig über die Schreibkultur(en) an den Schulen außerhalb des Deutschunterrichts bekannt war: Welche Rolle spielt das Schreiben in den einzelnen Ausbildungsfächern? In welchen Funktionen wird Schreiben, über die Funktion des Medium der Leistungsmessung hinaus, genutzt? Welche Lern- und Leistungsaufgaben ergeben sich daraus? Welche „kleinen“ und „großen“ Textsorten werden bearbeitet? Wie werden diese durch die Fachlehrenden eingeführt bzw. wie wird deren Produktion angeleitet und begleitet? Für welche Aufgabentypen und Textsorten wäre die Schüler*innen-Schreibberatung von besonderer Notwendigkeit bzw. Hilfe? In welchen Phasen des Arbeitsprozesses sollte Schreibberatung angeboten werden, verbunden mit welchen organisatorischen Strukturen im Schulalltag?
Diesen Fragen werden die Workshop-Teilnehmenden nun erst einmal vor Ort nachgehen, um eine solide Basis für weiterführende konzeptuelle Überlegungen zur nachhaltigen Etablierung von Schüler*innen-Schreibberatung an ihren Schulen zu schaffen.